Einmal Pfadfinder - immer Pfadfinder

Pfadfinder, eine Prägung für das ganze Leben

Die Pfadfinder sind nicht eine Jugendorganisation wie so viele andere, die Erfahrung habe ich gemacht.
Mit 12 Jahren kam ich 1957 zu den Pfadfindern und war in Sippe und Stamm aktiv bis 1962. Die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich aus dieser Zeit mitgenommen habe, sind für mich bis heute prägend geblieben.

Das Leben in der Pfadfindergemeinschaft, insbesondere in der Jugend, prägt entscheidend die Persönlichkeit.

Der Pfadfinder lernt in der Gruppe mit Gleichaltrigen

• im täglichen Leben selbstständig Ziele zu definieren, anzusteuern und möglichst zu erreichen,
• andere Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen zu akteptieren,
• immer wieder neue Fähigkeiten sich anzueignen,
• Probleme gegebenenfalls mit Hilfe anderer zu lösen,
• jederzeit hilfsbereit zu sein, wo Hilfe angebracht ist, dabei, wenn nötig, auch andere Helfer hinzuzuziehen,
• das Leben in und mit der Natur mit wenig käuflichen Hilfsmitteln,
• die Aufgeschlossenheit anderen Menschen gegenüber, das Aufeinander-zu-gehen. Andere Menschen, insbesondere in nicht heimischen Gegenden, Menschen anderer Nationalität und Hautfarbe, Hilfsbedürftige und behinderte Menschen erweitern den Erlebenshorizont und fördern das gegenseitige Verstehen

Die Pfadfinder zeigen durch die Prägung des Pfadfindergesetzes und des Pfadfinderverspre-chens eine besondere unvoreingenommene Einstellung gegenüber dem Mitmenschen, die sich darin zeigt, dass Mitmenschen bei den unterschiedlichsten Anlässen in die Gemeinschaft integriert werden, Scheu und Misstrauen dadurch abgebaut werden und eventuell angebrachte Hilfsbereitschaft auf fruchtbaren Boden fällt. Da Pfadfindergesetz und Pfadfinderverspre-chen offensichtlich mit den Grundsätzen der unterschiedlichsten Religionen und Gebräuchen harmonisiert, kann man diese Erfahrung auf der ganzen Welt machen.

Als Pfadfinder weiß ich mich in einer weltumspannenden Gemeinschaft mit Pfadfinder-brüdern und -schwestern. Den Beweis erlebte und erlebe ich auf Fahrten, später auf Reisen. Pfadfinder zeigen überall, wo sie mit anderen Pfadfindern zusammentreffen, ein brüderliches Zusammen-gehörigkeitsgefühl, auch, wenn sie sich das erste Mal sehen. Der Pfadfindergruß und die Begrüß;ung mit der linken Hand ist weltweit gleich.Die Lilie ist das internationale Pfadfinderzeichen.

Vor dem Hintergrund der ständigen Unruheherde in der ganzen Welt, dem gegenseitigen Misstrauen sowie den haupt-sächlich wirtschaftlichen Interessen bei den Globalisierungsbestrebungen ist die Pfad-finderbewegung ein menschlicher Faktor, der bei einer stetig zusammenwachsenden Bevölkerung nicht wichtig genug gesehen werden sollte.

Lord Baden-Powell, der die Pfadfinderidee begründete, schuf die in der Praxis erwor-benen und getesteten ideellen Grundlagen, die in der internationalen Pfadfinderei gelten.

Es ist immer wieder die Rede von "Pfadfindererziehung". Dieser Begriff ist nach meiner Überzeugung irreführend, denn es gibt keine Erzieher in den Pfadfinderorganisationen. Die Pfadfinder trainieren ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf Grundlage des Pfadfinderbuches "Scouting for Boys" von Baden-Powell und geben diese weiter, indem sie diese vorleben. Der Pfadfinder lernt durch die Erfahrungen und Kenntnisse der Älteren und formt sich dadurch selbst.

Die Größe und Zusammensetzung einer Sippe als kleinster Einheit, in der der Sippenführer im gleichen Alter oder nur geringfügig älter ist, führt dazu, dass jedes Sippenmitglied in gleicher Weise aktiv an Organisation und Durchführung jeder Aktivität beteiligt und mit verantwortlich ist. Es ist dann auch kein Problem, den Sippenführer zu vertreten, wenn er ausfallen sollte (z.B. Krankheit, Unfall). Als ich die Funktion eines Sippenführers übertragen bekam, war ich kaum älter als die Sippenmitglieder. Es war für mich eine große Erfahrung, wie gut die Durchführung von Aktivitäten klappte, auch unvorhersehbare Schwierigkeiten wie Unfälle, Defekte an den Fahrrädern, Probleme mit dem Zelten wegen extremem Dauerregen in bester Laune gemeistert wurden.

Bei internationalen Pfadfindertreffen stellte ich fest, dass das Pfadfindergesetz und das Pfadfinderversprechen im Kern auf der ganzen Welt gleich sind. Wenn ich die sehr verschiedenen Völker und Religionen bedenke, so ist diese Einigkeit in der Pfadfinderbewegung einzigartig und faszinierend.

In Deutschland gibt es drei Pfadfinderorganisationen, die als Ring Deutscher Pfadfinderbünde den internationalen Pfadfinderverbänden WOSM (männlich) und WAGGS (weiblich)angehören, die evangelischen Pfadfinder Verband Christlicher Pfadfinder und Pfadfinderinnen VCP, die katholischen Pfadfinder Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg DPSG, die interkonfessionellen Pfadfinder Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen BdP. Daneben existieren viele weitere Pfadfinderorganisationen, die teils auch schon lange Jahre bestehen wie die Deutsche Pfadfinderbund DPB, oder sich im Laufe der Jahre neu gegründet haben, aber nicht den internationalen Verbänden angehören.

Die erwachsene Pfadfinderorganisation in Deutschland ist der → Verband Deutscher Altpfadfindergilden VDAPG der dem internationalen Verband → International Scout and Guide Fellowship-Amitié Internationale Scout et Guide ISGF-AISG angeschlossen ist.